Braunbär in Oberbayern 2006
Am Nachmittag des 24. Juni 2006 stand ich im Gebiet der Ruchenköpfe, Nähe Spitzingsee, gegenüber
der Rotwand zwischen nicht mehr zu beruhigenden, anhaltend pfeifenden Murmeltieren. Ein hüfthohes, massiges, braunes Tier drückte sich gemächlich durch ein Latschenfeld, was auch bei mir Wachsamkeit und so nicht gekannte Anspannung verursachte.
Ab 19.00 Uhr konnte an der Nordseite der Ruchenköpfen und im Soinsee der Braunbär "Bruno" (JJ1) beobachtet und sein natürliches Verhalten über Stunden fotografisch dokumentiert werden. Herzlicher Dank gilt drei Bergsteigern für umfangreiches Informationsmaterial. So war ein mehrstündiger Einblick in das Leben eines freilebenden jungen Bären in Oberbayern möglich. Es wurde dokumentiert wie der junge Braunbär ein Rötelmaus-Heidelbeer-Menü zu sich nahm, wie er im Soinsee badete und wie ihm Rinder in Formation "den Schneid abgekauft" haben. Gipsabgüsse von Brunos Prankenabdrücken im Erdreich, abgenommen von Josef Bader am 22. Mai 2006 bei Grainau in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen, konnten begutachtet werden. Der Abguss einer Vordertatze zeigt sehr schön auch die Krallen, mit denen der Bär Wurzeln und Insekten ausgrub sowie leicht zu erbeutende
Schafe riss.
Als die aus Finnland eingeflogenen Hundeführer und Suchhunde an Gelände, Wetter
und der Ausdauer des jungen Braunbären gescheitert waren, war das Rotwandgebiet
drei Tage lang Braunbär-Gebiet.
Quelle: www.kora.ch. Bis der Bär vor einer leicht mit Fahrzeugen zu erreichenden
Alm erschossen wurde. Die bereitstehende culvert trap des WWF, eine Lebendfalle,
deren Einsatz zu diesem Zeitpunkt durch die tagelange Ortstreue des Braunbären
im Rotwandgebiet erfolgversprechend war, wurde nicht angefordert.
Anreise mit der Bayerischen Oberlandbahn zur Rotwand:
München nach Schliersee, dann Bus am Bahnhof Schliersee nach Spitzingsee. Zu Fuß vom Spitzingsee zum Rotwandhaus in ca. 2,5 Stunden. In der schneereichen Zeit bitte unbedingt Lawinenwarnungen, besonders unterhalb der Klammsteinhänge, beachten. Den Pfanngraben im Winter meiden.
Bequemer ab Taubensteinbahn Bergstation zum Rotwandhaus in ca. 1,5 Stunden. Eine Einkehr bei den herzlichen Wirtsleuten der Bergstation Taubensteinbahn bietet sich nicht nur vor der
letzten Bahn oder bei Regen am Kaminofen an.
Wessen Auto am Spitzingsee steht, das heißt wer den letzten Bus nach Schliersee
nicht erreichen muss, kann einen heißen Sommernachmittag auch in den herrlichen Badegumpen des Pfanngrabens erfrischend ausklingen lassen.
Die Durchführung der beschriebenen Touren erfolgt auf eigene Gefahr. Eine Haftung wird ausgeschlossen.
LUFTLINIE 35 KM WESTLICH DER ROTWAND STEHT DIE BENEDIKTENWAND
Dem an imposanten Wildtieren interessierten Besucher empfehle ich das Gebiet um
die Benediktenwand. Dort kann man Steinböcke mit geringer Fluchtdistanz beobachten. Wer nicht gerne biwakiert, nutzt die luxuriöse Tutzinger Hütte als
Basislager. In der schneereichen Zeit bitte unbedingt Lawinenwarnungen beachten. Ein Aufstieg durch die Lawinenhänge ist auch gar nicht nötig, da Gämsen und Steinböcke im Winter und Frühjahr schon unterhalb der im Winter geschlossenen Tutzinger Hütte im Wald stehen.
2-Tagestour
Start-/Ziel-Bahnhöfe: Benediktbeuern und Lenggries
In der schneefreien Zeit, meist von Juni bis Oktober, bietet sich auch
eine Wanderung über zwei Tage an. Wanderschilder vereinfachen die
Orientierung. Geeignet für trittsichere Erwachsene und mit sportlichen Jugendlichen ab 12 Jahren.
Am ersten Tag ab Bahnhof Benediktbeuern (für Weitgereiste bietet sich
auch eine Übernachtung im Kloster an) zur Tutzinger Hütte (Gepäckdepot sowie Übernachtungsanmeldung) und von dort am späten Nachmittag zur
Steinbockbeobachtung auf den Gipfel der Benediktenwand. Abbruchkante besonders am Gipfelkreuz beachten! Wer bis nach Sonnenuntergang bleibt, nimmt für den sicheren Abstieg auf dem nun bekannten Weg zur Hütte eine Stirnlampe mit.
Am zweiten Tag nach gemütlichem Frühstück, evtl. auf der Terrasse der Hütte,
weiter in östliche Richtung, unterhalb der Nordwand der Benediktenwand vorbei, auf den schönen Grat der Achselköpfe (hier 2. Chance zur Steinbockbeobachtung in
der morgendlichen Aktivitätsphase der Tiere, falls es auf der Benediktenwand am
Vortag nicht geklappt hat), über den Latschenkopf zur Stie-Alm mit Schaukäserei. Vor dem Wirt der nahen Bayernhütte nahm der Braunbär „Bruno“ am Abend des 15. Juni 2006 ein Sandbad auf der Forststraße. Zitat Hüttenwirt: „Der Bruno war ja eher ein kleiner Bär.“ Die Bayernhütte wurde seit 1929 ohne Genehmigung bewirtschaftet und steht nach Brandschutzreklamation sowie Grunddienstbarkeitspassus derzeit (2014) nur als Privathütte zu Verfügung.
Wer sich bergab auf öden Forststraßen lieber erspart, nutzt nach kurzem Endspurt bequem die Brauneck-Seilbahn hinunter nach Lenggries. Der Bahnhof ist ab der Talstation nicht mehr weit.
Natürlich ist die Tour auch mit dem Sonnenlauf von Ost nach West möglich. Die Durchführung der beschriebenen Touren erfolgt auf eigene Gefahr. Eine
Haftung wird ausgeschlossen.
Michel Gengler
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