DAS UHU-HALBJAHR IM FEBRUAR

AKTUELLES

Mein Beobachtungsstandort der Uhus liegt dem Vorjahresbrutfelsen erhöht gegenüber. Der Abstand beträgt stets mehrere hundert Meter, um die Vögel gering zu beeinflussen. Möglich ist die Beobachtung durch den Einsatz eines Spektives. Bis Mitte/Ende Mai, bis die jungen Uhus dann hoffentlich 3-4 Wochen alt sind und damit die erste riskante Phase überstanden ist, verzichte ich auf fotografische Darstellungen am Horst. Eingesandte Fotos veröffentliche ich nicht.

DIE BALZ

Die Balz, die Werbung um den diesjährigen Partner für Paarung und Jungenaufzucht, hat begonnen. Der männliche Uhu ist kilometerweit zu hören; auf diese Distanz allerdings nur das „Uuu“. Er sitzt derzeit mit steil aufgerichteten Federohren in Sichtweite des Brutfelsens auf erhöhten Stellen wie Felstürmen oder im oberen Drittel hoher Bäume. Mit einsetzender Dämmerung ruft er von dort sein uriges „U-ho“ im Abstand weniger Sekunden. Diese Töne, die zwischen Schnabel und Lunge erzeugt werden, vermitteln eine Ahnung von Wildnis fast vor der Tür. Ein zweiter weit entfernter Uhu hat die Rufe durch sein sensibles Gehör wahrgenommen. „Er“ antwortet unregelmäßig, näher kommend und deutlich höher mit „Ujo“-Rufen – das Weibchen. Der weibliche Vogel erkennt eventuell durch die Modulation der Rufe die Eignung, die Vitalität des Männchens. Durch die Antworten angespornt zeigt sich der männliche Vogel von seiner besten Seite, sowie einen auch für das menschliche Auge deutlich sichtbaren weißen Kehlfleck aus Federn. Durch die helle „Gesichtszeichnung“ und den aufgeblähten weißen Federkehlfleck, durch den Gesamteindruck des Gefieders und die Körperhaltung erscheint die Gestalt des Männchens dem weiblichen Vogel auch aus der Nähe als Paarungspartner und Brutversorger interessant. Mit Einbruch der Nacht verstummen hier beide Uhus. Die heutige Jagd hat begonnen.
In früheren Zeiten haben den späten Wanderer die Rufvariationen balzender Uhus an Burgruinen vermutlich ebenfalls beeindruckt und zur Entstehung sowie Ausschmückung mancher Spukgeschichte beigetragen. Während des Rückweges zwischen den Zentren zweier Uhubrutreviere ruft nach etwa jedem Kilometer ein Waldkauz. Ein Kilometer Hangkante scheint hier ein Waldkauzrevier zu begrenzen. Das waldkauztypische „Hu-huhuhuhu“ kennt man aus Filmen als Spannungseffekt.

DIE GRÖSSE

Die Spannweite der Uhus ist beträchtlich. Im englischen Sprachraum wurde der Uhu nicht nach seinem Ruf, sondern nach seiner Größe benannt: Adlereule. Eine Verwechslung mit einem anderen Vogel ist durch die Größe und die dichte Befiederung, die Kopf und Hals sehr kompakt erscheinen lassen, in der Fränkischen fast ausgeschlossen. Das sehr leichte Gefieder täuscht jedoch Masse vor. Ein großer Gewichtsanteil des Vogels beruht natürlich auf der starken Flugmuskulatur. Ein ruhender Uhu wirkt oft uninteressiert, startet jedoch auch tagsüber kraftvoll zur Jagd und umfliegt engstehende Baumstämme auf kurze Distanz mit erstaunlicher Geschwindigkeit und großer Wendigkeit. In der Fränkischen Schweiz hat der Uhu, von Alfons Förstel anhand von Funden festgestellt und bereits 1995 veröffentlicht, folgende Durchschnittsmaße: Männlicher Vogel: ca. 61 cm lang, Spannweite ca. 155 cm,  Gewicht ca. 1,7 kg. Weiblicher Vogel: ca. 67 cm lang, Spannweite ca. 169 cm (Extrem 174 cm), Gewicht: ca. 2,7 kg (Extrem 3,2 kg). Die beiden beobachteten Uhus entsprechen auch in der Größe dem Durchschnitt. Für mich erkennbar an im letzten Herbst vermessenen Felsen mit auffälliger Struktur, die auch auf große Entfernung als Maß dienen kann. Der männliche Vogel ist besonders im direkten Vergleich deutlich kleiner und wirkt schlanker.

DAS AUSSEHEN UND VERHALTEN

Bei den Uhus der Fränkischen gibt es so verschiedene Färbungen wie Persönlichkeiten. Farbliche Extreme zeigen auch im Sonnenlicht ein sehr dunkles Gefieder (ähnlich Farbvollton HKS 76), abweichend zur uhutypischen Hell/Dunkel-Maserung, die einen sitzenden oder liegenden Vogel für das menschliche Auge mit der Umgebung verschmelzen lässt. So variabel wie die Färbung ist auch das Verhalten. Manche Vögel sind sehr scheu und reagieren bereits auf die Annäherung eines weit entfernten Wanderers unruhig und verlassen den Ruheplatz. Andere Uhus verhalten sich äußerlich stoisch.

NAHRUNG IM FEBRUAR

Dr. J. Dietz aus Bamberg veröffentlichte 1933, dass sich hauptsächlich „Kroaba“ (= Krähenbeine) als Mahlzeitüberreste der fränkischen Uhus am Horst finden. Dr. T. Mebs, damals München, präzisierte dies 1953: „… dass unter den Beutetieren des Uhus im Frankenjura der starke Anteil an Igeln auffällt, sowie unter den Vögeln neben Rabenkrähe und Rebhuhn als Hauptbeute – wenn man bei der Vielseitigkeit der Uhu-Ernährung überhaupt von Hauptbeute sprechen darf …“ (Vervollständigung folgt vermutlich im Lauf des Jahres). 50 Jahre später kommt das Rebhuhn flächendeckend in meinen Nahrungsanalysen auch in landschaftlich geeigneten Feldfluren nicht mehr vor. Der Anbau alter Getreidesorten mit „verschwenderischem“ Halmabstand ist heute nicht mehr üblich. Große Brachflächen („Unkrautflächen“) mit pflanzlicher und tierischer Nahrung für das Rebhuhn sind selten. Die größte winterliche Rebhuhnansammlung die ich mir notiert hatte betrug 22 quirlige Hühner – im Februar 1984.
Was erbeuten die beiden genauer beobachteten Uhus im Februar 2008 in der Fränkischen? Sie ernähren sich nachweislich von Rabenkrähen, Mäusen und Wanderratten. Viele Rötelmäuse sind derzeit auch tagsüber zu beobachten. Größere Beute wird auf immer wieder angeflogenen Felstürmen oder Bodenerhebungen gerupft, schnabelgerecht zerteilt und verschluckt. Ein Fuchs patrouilliert dort regelmäßig , soweit er diese Stellen erreichen kann, in der Hoffnung auf Beutereste der Uhus. Nach Neuschnee fällt dies auch noch Stunden später auf. Unverdaute Fellreste und beispielsweise ganze Schädel von verschiedenen Mäusearten, wie Rötel-, Feld-, Wald- und Gelbhalsmaus, würgt der Uhu als graue, mit Knöchelchen durchsetzte Klumpen wieder aus. Diese eulentypischen „Gewölle“ sind bei der Art Uhu ca. 9 cm lang und haben einen Durchmesser von ca. 3-4 cm.
An der Kante des Felsbandes mit dem Vorjahreshorst hat der kleinere männliche Uhu eine dicke, tote Wanderratte abgelegt. Geköpfte Ratten als Mitbringsel kommen bei weiblichen Uhus sehr gut an und fördern die Paarbildung bestens.