DAS UHU-HALBJAHR IM JANUAR

DIE GEOGRAFISCHE LAGE

Das Uhupaar, welches ich aus Schutzgründen nur virtuell „nahe“ bringen möchte, nistet im Städtedreieck Bamberg-Bayreuth-Nürnberg, in der „Fränkischen Schweiz“.
Dort entspringt auch der Fluss Wiesent. Eingerahmt ist dieses Gebiet im Norden vom Main, im Westen von der Regnitz und dem Main-Donau-Kanal, sowie im Osten und Süden von der Pegnitz.
Für Autowanderer: eingeschlossen im Norden von der Bundesautobahn A 70, im Westen von der A 73 und im Südosten von der A 9.

DAS „NEST“ DES UHUPAARES

Der Horst, bzw. uhutypisch lediglich eine angelegte Bodenmulde, die teller- oder napfförmig sein kann, d. h. flach und großflächig oder tief und gerade noch das Gelege aufnehmend, befindet sich auf ca. 450 m ü. NN, an einem kleinen Felsen, auf einem Felsband in ca. 8 m Höhe direkt unterhalb der Hangkante. Das Platzangebot ist im Vergleich zu anderen Nestern üppig. Der kleinste mir in Oberfranken/Nordbayern bekannte Horst hat lediglich eine Bodenfläche in der Größe DIN A3 (ca. 30 x 40 cm). Derartige Nischen werden ganzjährig als Ruheplatz und Wetterschutz genutzt, wie beispielsweise am Kletterfelsen „Folterkammer“ im Nestelgrund des Krottenseer Forsts.
Der beschriebene Horst ist nach Nord-West offen, hat selbst im Sommer lange Zeit feuchte Bodenflächen, befindet sich nahe an den ersten Scheunen des nächsten Ortes und ist ca. 500 m von einem Kletterfelsen mit Neutourenerschließung entfernt. Das sind keine optimalen Bedingungen für eine erfolgreiche Brut. Ich hoffe trotz nicht optimaler Voraussetzungen bis in den Sommer 2008 von einer störungsfreien Brut und über das Ausfliegen der Jungvögel berichten zu können. Schau mer mal.

Eine aktuelle Berichterstattung hat so ihre Tücken. Die anstehende Balz, die Werbung um den diesjährigen Partner zur Paarbildung, hat hier in dieser Brutsaison noch nicht begonnen, sodass ich heute über Vergangenes berichten will:

DER UHU IM WILDPARK HUNDSHAUPTEN

Wer im Städtedreieck Bamberg-Bayreuth-Nürnberg wohnt oder dort einen Kurzurlaub verbringt, dem sei an dieser Stelle der Wildpark Hundshaupten bei Egloffstein empfohlen. Das Team um die leitende Biologin Karola Wendschuh hat dort in den letzten Jahren hervorragende Arbeit geleistet. Einheimische und ehemals heimische Wildtierarten wie Elch und Wisent können ganzjährig in großen Gehegen entdeckt und beobachtet werden. Die Zuchtpaarveteranen des nun lange abgeschlossenen Uhu-Auswilderungsprogramms fanden auch im Wildpark Hundshaupten ihren sicheren Altersruhesitz. Im Mai 2007 konnten die Uhus dort in eine neue, moderne Voliere umziehen. Hier kann der interessierte Besucher jeden Alters dem „König der Nacht“ während des ganzen Jahres störungsfrei wirklich nahe kommen. Unbemerkt von den menschlichen Parkbesuchern hat ein junges wildes Uhupaar an ganzjährig gesperrten Felsen optimale Brut- sowie Ruhemöglichkeiten gefunden und den Wildpark als Revier besetzt.

Mitte/Ende der 80-er Jahre wurden im Wildpark Hundshaupten Uhus für die Auswilderung gezüchtet. Alfons Förstel (18.02.1937 – 18.08.2004) aus Forchheim/Oberfranken hat sich über 40 Jahre mit Uhu-Beringung und Feldforschung beschäftigt, bestens unterstützt durch seine Frau Agnes. Meine Faszination die Art Uhu betreffend beginnt 1985, als mir Alfons Förstel den 1. Uhuhorst anvertraut. In diesem Zeitraum Mitte/Ende der 80er Jahre entließ Alfons zum richtigen Zeitpunkt junge gezüchtete Uhus zur Bestandsstärkung in die Freiheit. Hier gibt es verschiedene Varianten. In der Fränkischen wurden zwei Verfahren erfolgreich durchgeführt. Einmal die Freilassung selbständig beutemachender junger Uhus und die deutlich bessere Methode des „Adoptionsverfahrens“. Der große Vorteil des „Adoptionsverfahrens“ ist das Training der Jungvögel durch die wilden Altvögel, bis die Jungtiere fit genug sind eigene Reviere zu suchen und individuell abzuwandern.

Alfons Förstel veröffentlichte 1995 in „Der Uhu in Nordbayern“, Ornithologischer Anzeiger Band 34 – Heft 2/3 eine besondere Anektode aus dieser Zeit:
„An einem Brutplatz in der Fränkischen Schweiz wurde am 4. Juni 1989 der Jungvogel einer Einerbrut aufgrund der vorhandenen Spuren erschlagen. Ein bzw. zwei Tage später setzte der Verfasser in den nun verwaisten Horst zwei junge, fünf Wochen alte Gehegeuhus. Durch den noch vorhandenen Bruttrieb der Alttiere wurden die beiden Jungtiere sofort angenommen, gelangten zum Ausfliegen und konnten zuletzt am 29. August im Brutrevier verhört werden.“

Wiesentaue
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